Impro

Podcast Nr. 58 – Adrian Klein über Impro-Theater & Schlagzeug

Nach einer gefühlt ewig währenden Pause gibt es endlich wieder eine neue Folge meines Impro-Podcasts!! Letzte Woche hatte ich die Ehre und das Vergnügen, Impro-Spieler und Schlagzeuger (eigentlich Multi-Instrumentalist…) Adrian Klein aus München bei mir am Mikro begrüßen zu dürfen! Und wir sprechen über zwei meiner Lieblingsthemen: Impro-Theater und Schlagzeug! Mit seiner ca. 20 jährigen Erfahrung am Instrument kann Adrian viele schlaue Dinge übers Schlagzeugspielen und natürlich auch übers Improvisieren sagen, was die Gemeinsamkeiten der beiden Künste sind und was die Unterschiede. Continue reading

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Impro-Theater nach Keith Johnstone

Erkenntnis: Keith Johnstone Impro persifliert immer menschliches Verhalten – vor allem, wenn es um Status geht:

Beim Tiefstatus das Duckmäuserische, Schüchterne, sich beflissen Unterordnende

Beim Hochstatus die Dominanz, das Übergriffige, (falsches) Selbstbewusstsein

Und gleichzeitig ist diese Darstellung nie herabwürdigend oder abwertend, sondern bleibt immer menschlich, weil sie versucht, das Komische, Alberne, Seltsame in diesem Verhalten zu zeigen… Also die Absurdität. Es hat immer etwas Tragisches, wenn Figuren sich so verhalten, da sie es oft nicht freiwillig tun, sondern durch irgendwelche Konditionierungen, Glaubenssätze, durch Dummheit, Ego, Hybris oder Kurzsichtigkeit dazu gezwungen sind – wie wir alle irgendwie, denn wir alle verhalten uns irgendwann wegen solcher Sachen dumm!

Obwohl es ein sehr entlarvender Blick auf das Status-Verhalten von Menschen ist, hat dieser Blick auch immer was Liebevolles, Verständnisvolles – auch wenn er vielleicht manchmal brutal bloßstellend ist.

Damit hält er uns und unseren manchmal schrulligen Verhaltensweisen auf lustige Weise einen Spiegel vor, der etwas sehr Komisches hat und gleichzeitig ein bisschen die Tragik unserer Existenz zeigt.

Die Frage ist: Ist das noch zeitgemäß? Ist das modern?

Keith Johnstone arbeitet beim Thema „Status“ mit sehr klassischen Verhaltens-Klischees, die viele Menschen versuchen, zu reflektieren und zu verändern – gerade weil sie diese Verhaltensweisen eben nicht mögen und „aufgeklärt“, egalitär und auf Augenhöhe sein wollen. Die Frage ist: Ist unser Verhalten wirklich so eindimensional, wie Johnstone es annimmt / suggeriert, oder sind wir in der Lage, uns zu verändern? Ich vermute, Keith Johnstones Haltung dazu ist fatalistisch, er würde sagen: Nein, sind wir nicht. Aber so ist es eben, und das kann man nur mit einem liebevollen Humor sehen.

Ich vermute, selbst er wird von seinen Triggern gebeutelt, von Eitelkeiten und Ego (auch sein gespielter Tiefstatus und sein immer wiederkehrendes „I hate it when people say ‚Keith said'“ zeigen ein gewisses Tiefstapeln und eine invertierte Art von Eitelkeit, die gleichzeitig ein Schutz ist). Ich denke nicht, dass er darüber erhaben ist, und ich denke auch nicht, dass er sich als erhaben darüber sieht. Kein Mensch ist darüber erhaben, und wenn, macht er sich etwas vor – eine Art Hybris, die ihrerseits wieder Grund genug zur Persiflage bietet. Aber: ist das noch zeitgemäß? Ist unser menschliches Verhalten nicht komplexer?

Ich denke, ja. Einerseits hat Johnstone Recht, dass Menschen sich so verhalten, früher so verhalten haben und auch immer noch verhalten. Andererseits gibt es aber auch genügend Momente und Situationen, in denen Menschen nicht in ihren Schutzstrategien gefangen sind, sondern sich öffnen und verletzlich zeigen – und alle Nuancen, Facetten und Mischungen dazwischen. Auch das hat wiederum eine Tragik in sich selbst: nämlich, wenn eine Figur sich wirklich offen und verletzlich zeigt, und eine andere in ihren Status-Schutzstrategien gefangen ist und die beiden deshalb einfach nicht zueinander finden.

Nur: Komischeres Potential haben natürlich diese Klischees von menschlichem Verhalten. Aber ich verstehe, dass manche Spieler das vielleicht als zu undifferenziert und nicht mehr zeitgemäß empfinden. Die Frage ist: Machen diese sich vielleicht auch etwas vor und sind sie vielleicht auch nur Opfer ihres eigenen Egos, ihrer eigenen Hybris, nicht so sein zu wollen, nicht in dieser Weise den Spiegel vorgehalten bekommen zu wollen? Ich weiß es nicht. Ja und nein, denke ich. Einige fühlen sich sicherlich „ertappt“ und mögen es deshalb nicht, andere sind vielleicht wirklich anders und verhalten sich anders und möchten sich anders verhalten. Oder einfach daran glauben, dass es anders geht und es versuchen. Aber das allein hat ja schon genug Tragik, wenn man die Prämisse zugrunde legt, dass das nicht geht – und diese Tragik bietet erneut Grund, solches Verhalten trefflich zu persiflieren!

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Podcast Nr. 57 – Jim Libby über seinen Werdegang und über Impro-Theater

Letzte Woche hatte ich die große Freude, ein lang ersehntes und von langer Hand geplantes Interview mit dem in Wien lebenden Jim Libby für meinen Podcast zu führen! Ich spreche mit Jim über seinen Besuch in Berlin, seinen Werdegang und die Impro-Szene. Im Gespräch mit Jim hab ich einige neue Impulse bekommen und einige Dinge aus einer neuen Perspektive gesehen. Daher vielen Dank an Jim für diese tollen Inspirationen!

Das Interview findet in meiner Lieblingssprache statt: Denglisch. Continue reading

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Podcast Nr. 56 – Billa Christe über Impro und die Gorillas

Nach über vier Monaten Pause bin ich sehr happy, endlich wieder einen Podcast aufnehmen und veröffentlichen zu können – und dann auch noch mit einem so tollen, lange schon auf meiner Wunschliste stehenden Gast: Billa Christe! Viele kennen Billa als Gründungs- und langjähriges Mitglied der seit fast 25 Jahren bestehenden Berliner Impro-Theater-Gruppe „Die Gorillas“. Im Podcast erzählt Billa, wie sie zu den Gorillas gekommen ist, wie sich die Arbeit dort entwickelt hat und wie ihre seit über 25 Jahren bestehende Verbindung zum Thema „Impro“ ist! Viel Spaß beim Anhören dieses sehr schönen Gesprächs! Continue reading

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Ist Impro politisch?

Was für eine Frage! Natürlich ist Impro politisch in dem, was es auf die Bühne bringt und welche Aussagen darin enthalten sind. Dies ist ein großes Thema und aktuell wird in der Impro-Szene (angelehnt an die gesamtgesellschaftlich stattfindenden Diskurse) auch immer wieder viel diskutiert, was Impro „darf“ und was es „nicht darf“ bzw. nicht dürfen sollte.

Aber das meine ich nicht. Ich meine, ob das Improvisationstheater an sich politisch ist… Und in meiner Lesart ist es das – zumindest das Impro-Theater, das auf Keith Johnstone zurück geht ist in der Art, wie ich es verstehe, schon in sich politisch. Warum? Weil, so wie ich es verstehe, es in erster Linie um eine Persiflierung des Leistungsgedankens und des „höher, schneller, weiter“ geht. Dies hab ich bereits vor einiger Zeit in einem Artikel über mein Verständnis des Impro-Ansatzes von Keith Johnstone kurz erwähnt und möchte an dieser Stelle nochmal ausführlicher darauf eingehen. Continue reading

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Den anderen dazu bringen zu machen, was ich will – aber sanft bitte!

In fast allen Kursen, Seminaren und Workshops, die versprechen, seine eigene „Kommunikation zu optimieren“ gibt es immer wieder Teilnehmer, die hoffen, in solchen Seminaren zu lernen, wie sie andere dazu bringen, das zu tun, was sie wollen, aber ohne dass diese anderen beleidigt, wütend, frustriert oder widerständig sind oder sich ein Konflikt ergibt. Oder mit anderen Worten: Einige Teilnehmer kommen in solche Seminare weil sie im Arbeitsalltag oder im privaten Umfeld die frustrierende Erfahrung gemacht haben, dass andere Menschen nicht immer das machen, was sie wollen – und dass sich hieraus Konflikte und Streits ergeben. Continue reading

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Impro als Brennglas für Verbundenheit, Verletzlichkeit und Durchlässigkeit

Nachdem ich sie zuerst auf einem Flohmarkt hier in der Nachbarschaft nicht gekauft habe, habe ich mir letzte Woche nachträglich die „Psychologie Heute“ vom Januar 2021 über eBay Kleinanzeigen bestellt. Ich wollte unbedingt den Leitartikel zum Thema „Sehnsucht nach Verbundenheit“ lesen, da mir das so ein Herzensthema ist und mich nun schon seit einigen Jahren umtreibt – sei es, als Thema in meinem eigenen Leben, als auch allgemein, global, politisch, philosophisch, gesellschaftlich. Continue reading

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Wo die Angst ist, geht’s lang

Ich habe neulich den Fernsehfilm „Sörensen hat Angst“ mit Bjarne Mädel gesehen, in dem es um einen Hamburger Hauptkommissar geht, der sich wegen einer Angststörung aufs platte Land versetzen lässt um dort am ersten Tag seines Schaffens bereits mit einem krassen Fall konfrontiert zu werden. Und auch, wenn mir der Film nicht gefallen hat, so ist mir doch der Satz „Wo die Angst ist, geht’s lang.“ im Kopf hängen geblieben. Dieser Satz war lange Zeit mein Credo in meinem eigenen Leben… Continue reading

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Impro-Typen

Vor sieben Jahren hatte ich mal die vermessene Idee, einen Podcast zum Thema „Der ideale Impro-Spieler“ aufzuzeichnen. Eigentlich wollte ich damit nur meiner damaligen Gruppe einen Wink mit dem Zaunpfahl geben, wie ich mir die ganze Sache vorstelle und hatte darauf gehofft, dass sie es hören und sich zu Herzen nehmen würden… Hat irgendwie nicht so gut geklappt. Note to self: Nächstes Mal direkt ansprechen. Continue reading

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