Podcast Nr. 35 – Tim Pritlove über’s Podcasten und seine Arbeit beim CCC

Letzte Woche hatte ich die großartige Gelegenheit, beim “Podcast-Papst” Tim Pritlove in dessen Aufnahme-Studio “Metaebene” zu Gast sein zu dürfen, um eben mit Tim ein Interview zu führen. Es geht ums Podcasten als solchen (sozusagen ein Meta-Podcast 🙂 ), über Tims Rolle und Arbeit beim Chaos Computer Club und um seine Haltung zu den Leuten, die landläufig als “Hacker” bezeichnet werden. Besonders gut gefällt mir auch noch einmal Tims Appell am Ende des Interviews, zu einer stärken Vernetzung oder Kooperation der Kunst-(und Theater-) mit der IT-Szene. Auch ich halte das für ein sehr wünschenswertes Ziel.

Continue reading

Flattr this!

Podcast No. 34 – Tess Degenstein about her personal career, her favourite improv formats and the IMPRO 2016

I’m very pleased that yesterday afternoon, I finally had the opportunity to record a podcast again! Connected to the Berlin Gorillas’ improv festival that just ended, the IMPRO 2016, I invited the enchanting Tess Degenstein from Canada for an interview. Tess is playing improv already since she was nine, and if you have experienced her live on stage, you’ll know that she’s irradiating that with every pore of her body. Already two years ago, she outshined a couple of other players with her performance at IMPRO 2014 here in Berlin. Therefore it’s not surprising, that the Gorillas have invited her again this year. How she came to that – i.e. both to improv and to the Gorillas’ festival – she’s telling in this interview. The interview is in English (don’t be puzzled because the first couple of words are in German).

Continue reading

Flattr this!

In den Schuhen des anderen gehen – Workshop Interkulturelle Kommunikation meets Impro-Theater

Die Idee

In einer zunehmend internationalen Gesellschaft werden Empathie und die Fähigkeit, „gut“ kommunizieren zu können, immer wichtiger – auch und gerade mit Menschen aus anderen Kulturkreisen. Ich selber kann das bestätigen, denn ich habe zehn Jahre in einem internationalen Technologie-Unternehmen gearbeitet, in dem allein bei uns am Standort Berlin Menschen aus mehr als fünfzig Nationen beschäftigt waren. Ich habe daher ein ziemlich gutes Bild davon, wie es ist, mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen zusammen zu arbeiten.

Was mir dabei stets geholfen hat, waren die Skills, die ich durch das Improvisationstheater gelernt habe: Zuhören, Akzeptieren, achtsam Sein, Fehlertoleranz und eine kooperative Grundhaltung.

Workshop

Um dieses Wissen zu teilen, habe ich zusammen mit Vanessa Marquard-Gummerlich und Erika Shishido Lohmann von der interkulturellen Coaching- und Trainings-Agentur Ilvy beschlossen, einen Wochenend-Workshop anzubieten, der genau diese Fähigkeiten in den Blick nimmt: Im Seminar „In den Schuhen des anderen gehen“ verbinden wir Elemente und Übungen aus dem Improvisationstheater mit theoretischen Konzepten und Modellen aus der interkulturellen Kommunikation.

Während dieses zwei-tägigen Workshops kann man hautnah erleben, wie es sich anfühlt, in den Schuhen des anderen zu gehen. Ziel ist es, die Offenheit und Akzeptanz dem Neuen und Anderen gegenüber zu fördern und ein Bild davon zu bekommen, wie Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen die Welt sehen.

Wir bieten diesen Workshop in Berlin und Hamburg an, jeweils im April und im Juni (genaue Termine siehe unten). Die Teilnahme am Seminar kostet pro Person 230,- EUR. Wer sich bis vier Wochen vor Seminarstart anmeldet, kann noch vom Early-Bird-Tarif von 199,- EUR profitieren.

In Berlin findet der Workshop in den inspirierenden Räumen des Meeet Mitte (Chausseestraße 86 in Mitte – U6 U-Bhf. Schwartzkopffstraße) statt.

Termine

Berlin
16. – 17.04.2016
und
11. – 12.06.2016
Je von 10 – 17 Uhr (inkl. Pause)

Hamburg
09. – 10.04.2016
und
04. – 05.06.2016
im W3-Werkstatt e.V. (Nernstweg 32 – 34 in Hamburg-Altona)

Anmeldung für Berlin und Hamburg über info@interkulturelles-coaching-hamburg.de oder über mich.

Flyer als Download

Karte Berlin.001-001

Flattr this!

Gedanken über Hoch- und Tiefstatus

Eine Diskussion, die kürzlich in einer deutschen Facebook-Gruppe für Impro-Spieler statt fand hat mich dazu inspiriert, ein paar Gedanken zum Thema Status aufzuschreiben. Ausgangspunkt der Debatte auf FB war, dass ein Spieler schrieb, er habe häufig Schwierigkeiten, den Tiefstatus zu spielen. Hierauf gab es mehrere Antworten von anderen Spielern mit hilfreichen Tipps und Anregungen zum Spielen des Tiefstatus. Jedoch habe ich beim Lesen dieser Tipps häufig gemerkt, dass mir die Charakterisierung von Hoch- und Tiefstatus zu eindimensional und schablonenhaft sind. Für die Bühne mag das sehr gut taugen, aber sobald es darum geht, den Status-Begriff auch auf das “normale Leben” auszuweiten, reicht der eindimensionale Begriff von Hoch- und Tiefstatus m.E. nicht mehr aus. Konkret angetriggert hat mich die Aussage, dass es charakteristisches und ihm immanentes Merkmal des Tiefstatus sei, stets nach Sicherheit zu streben, und dass er motiviert ist durch das, was im Außen passiert. Ich glaube, dass es auch Typen mit Hochstatus-Verhalten gibt, deren Antrieb ein immenses Sicherheitsbedürfnis ist, und Tiefstatusse, die in sich ruhen und glücklich sind und nicht von dem, was außen um sie herum ist, abhängig sind oder motiviert werden (“Kontemplation”).

Ich halte es da mit Lee Whites Status Begriff, und bisher konnte mich auch noch niemand von einer anderen Meinung überzeugen: Wenn Marilyn Monroe sich herunterbeugt und wispert “Can I have some diamonds, please?” dann hat sie den hohen Status. Und eine glückliche, in sich sich selbst ruhende und zufriedene Person, hat in der Regel eher einen tiefen Status – und dazu gehört für mich z.B. auch der Dalai Lama.

Vielmehr denke ich, dass das Thema vielschichtiger ist; was ist z.B. mit einem Coach? In der Beziehung Coach-Klient ist er eindeutig in der Rolle mit mehr Macht, also der Hochstatus – und das ist beiden (Klient und Coach) auch klar. Aber in der konkreten Coaching-Situation nimmt der Coach sich total zurück und lässt den Klienten “erblühen”, sich ausleben, in seine Kraft kommen, folgt ihm, indem er ihn spiegelt, nicht dominiert etc. – ist also im Tiefstatus, während der Klient im Hochstatus ist. Ähnlich der Kontrollfreak: Nach außen ist er dominant und kontrolliert und gängelt andere, bis diese möglicherweise völlig entnervt sind. Aber innerlich ist er eine arme Wurst, weil er unsicher ist und nach Sicherheit um jeden Preis strebt – also ein Tiefstatus. Ich bin davon überzeugt, dass es so etwas wie inneren und äußerern Status gibt, von dem wir auf der Bühne jedoch i.d.R. nur den äußeren sehen.

Keith Johnstone charakterisiert den Hochstatus kurz mit ungefähr folgenden Worten “Komm mir nicht zu nahe, oder ich beiße!” (also bedrohend, bissig) und die Haltung des Tiefstatus als “Tu mir nichts, ich bin es nicht wert!” – nach dieser Definition dürfte es so etwas wie positiven Hochstatus (der großzügige Chef, der am Wohlergehen und Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter interessiert ist) eigentlich gar nicht geben, denn der Hochstatus ist dann per se “bissig” und hat eine Tendenz zu drohen, wenn ihm jemand zu nahe kommt oder ihm etwas nicht passt (erzeugt also bei anderen ein latentes Gefühl der Angst).* Aber es gibt solche Leute wie den großzügigen Chef und ich glaube, dass sie genau diejenigen sind, die innerlich den Hochstatus haben, und sich äußerlich aber auch als Tiefstatus geben können, wenn die Situation es verlangt. Und diese Leute sind nicht bedrohlich und “mensch” hat auch i.d.R. keine Angst vor ihnen – im Gegenteil, “mensch” vertraut sich ihnen gerne an und lässt sich von ihnen führen. Ich zumindest habe Vertrauen zu solchen Menschen und keine Angst. Von einem bedrohlichen Hochstatus, vor dem ich Angst habe, lasse ich mich hingegen nicht gerne führen.

Auch hier halte ich es mit Lee White: Status ist nicht etwas, das man hat, sondern das andere einem geben. Bzw. würde ich es sogar reziprok, also als Prozess sehen: Jemand kann als Tiefstatus-Person anfangen, tut etwas, das erfolgreich ist und erntet dafür Anerkennung -> bekommt also Status von anderen, und passt vielleicht daraufhin wiederum sein Verhalten an, so dass es “Hochstatus-iger” wird – woraufhin der Prozess weiter angefeuert werden kann, in einer reziproken Dynamik. Das ist ein Prozess. Auf der Bühne benutzen wir Status jedoch als eine statische Eigenschaft einer Figur, und das ist auch okay so. Denn es gibt unseren Figuren mehr Profil, eine realistische Dimension. Aber im “realen Leben” ist Status für mich ein Prozess und deshalb wandelbar und veränderlich.

* Und auch den positiven, unbekümmerten Tiefstatus à la Goofy dürfte es nicht geben, weil der Tiefstatus per se permanent ängstlich sein und sich minderwertig fühlen müsste.

Flattr this!

Podcast No. 33 – Nils Petter Mørland about ‘Det andre Teatret’ and their Romantic Comedy format ‘And then they met’

Today, an extremely charming young man visited me in my small home studio in Berlin-Neukölln, to talk to me about one of my favourite topics: Love! And Improv. Nils Petter Mørland and four peers (Mats, Henrik, Kristin & Catherine) from his ensemble “Det Andre Teatret” (The Other Theatre) from Oslo (Norway) have performed an extraordinary superb improvised Romantic Comedy on the evening before (7th Jan. 2016). Already back in August during the Gothenburg Improfest, I was rapt away by their format “And then they met”.
Nils is the Artistic Director of the ensemble and in this interview, that I had the pleasure to conduct with him, he talks about himself, the (hi)story of “Det Andre Teatret” and of course about their Romantic Comedy format. Enjoy this cuddly topic! (Don’t be puzzled, the interview is in English, only the introduction is in German).

Continue reading

Flattr this!

Podcast Nr. 31 – Katie Freudenschuss über ihre Arbeit als Impro-Musikerin und ihr Soloprogramm

Am Anfang dieser Weihnachtswoche hat es mich nach Hamburg verschlagen, wo ich die große Freude hatte, mit Katie Freudenschuss in deren heimischer Küche in Hamburg-Neustadt zu sprechen. Neben ihrem aktuellen Solo-Bühnenprogramm (“Bis Hollywood is’ eh zu weit”) spricht Katie über ihre Biografie, wie sie zur Musik und nach Hamburg, und schließlich zum Impro-Theater gekommen ist. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Anhören und schöne Weihnachten!!

Continue reading

Flattr this!

Impro und Gewaltfreie Kommunikation

Ein paar Mal habe ich in den letzten Monaten Montag früh im Meeet in Wilmersdorf einen Impro-Workshop für Coaches und Trainer unter dem Motto “Mit Impro schwungvoll in die Woche starten!” angeboten. Was als Vertretung für den lieben Urban Luig angefangen hat, werde ich in Zukunft regelmäßig alle zwei Wochen im Wechsel mit Urban gestalten.

Nach meinem letzten Vormittag bei Meeet war eine Teilnehmerin scheinbar so inspiriert, dass Sie Ihre Erlebnisse und Erfahrungen in einem Blog-Artikel beschrieben hat. Susanne Lorenz ist Trainerin für gewaltfreie Kommunikation (GfK auf Wikipedia) und ich danke ihr an dieser Stelle herzlich für diesen schönen Artikel!

Gleichzeitig möchte ich diese Gelegenheit nutzen, auch endlich einmal über die Parallelen und Gemeinsamkeiten von Gewaltfreier Kommunikation und Impro zu schreiben – ein Thema, das mich gedanklich schon länger umtreibt. Denn, wie auch Susanne schon in ihrem Blog-Artikel schreibt: Auch ich sehe Zusammenhänge mit der wertschätzenden bzw. gewaltfreien Kommunikation.

Die größte Parallele, die ich zur gewaltfreien Kommunikation sehe, ist einerseits die Haltung des grundlegenden Akzeptierens im Improvisationstheater (“Au ja!”), andererseits die Haltung des “Let your partner shine” – also den Fokus weg von sich selbst und die Sorgen um die eigene Wirkung zu legen, hin zu einer empathischen Haltung dem Mitspieler gegenüber. Genau das ist es, worum es auch in der gfK geht: Wie kann ich gerade “beim” anderen sein (anstatt bei mir)? Was könnte im Moment das Gefühl der anderen Person sein, und wie kann ich – auch im Angesicht meiner eigenen Gefühle – gerade gut darauf reagieren? Und gut heißt hier: Wertschätzend, d.h. ohne den anderen zu beschimpfen, abzuwerten, zu be- bzw. verurteilen oder zu diagnostizieren (in der GfK werden diese Ausprägungen von Kommunikation auch als “Wolfssprache” bezeichnet, während die gewaltfreie Kommunikation den selbstgewählten Beinamen “Giraffensprache” trägt). Es geht nicht darum, was DU falsch gemacht hast und darauf herum zu reiten und Schuld zuzuweisen, sondern was ICH machen kann, um die Gesamtsituation MIT DIR ZUSAMMEN zu verbessern. Das “Akzeptieren” im Impro bezieht sich – im übertragenen Sinne – genau darauf: Die Situation ist, wie sie jetzt gerade nun mal ist, und anstatt sie innerlich zu bekämpfen, oder sogar anderen die Schuld dafür zuzuweisen und in Jammmern, Meckern oder Passivität zu verfallen, nehme ich die Situation an und versuche, mit ihr umzugehen. Genau das passiert im Idealfall auch auf der Bühne!

Ferner geht es auch beim Impro darum, selbst aktiv in das Geschehen (z.B. eine Szene) einzusteigen, und die Verantwortung für das eigene Spiel und die Szene zu übernehmen – anstatt auf die Bühne zu gehen und zu warten, bis der andere einen “mit-definiert” (was einem Zurückweisen der eigenen Verantwortung gleich kommt; wenn zwei Mitspieler mit einer derartigen Haltung auf die Bühne gehen, passiert eine lange Zeit lang erst einmal gar nichts). Auch in der gewaltfreien Kommunikation gibt es den Anspruch, dass Menschen die Verantwortung für ihre eigenen Gefühle und Handlungen übernehmen, und nicht anderen die Verantwortung dafür überhelfen (nach dem Motto: “Du hast gemacht, dass es mir schlecht geht, weil Du mich schlecht behandelst!” – diesen Anspruch teilt die GfK übrigens mit anderen Kommunikationstheorien wie z.B. der Transaktionsanalyse). Diese Haltung ermöglicht es Menschen, sich als Herr ihres Schicksals wahrzunehmen, anstelle als passiven Spielball, der den Worten und Taten der Mitmenschen hilflos ausgeliefert ist.

Sowohl Impro als auch GfK können Menschen also dabei helfen, in dieser Art und Weise Verantwortung für sich selbst, ihr Handeln und ihre Gefühle zu übernehmen, was ich für ein sehr erstrebenswertes Ziel halte.

Flattr this!

Podcast Nr. 30 – Charlotte Wolff und Ralf Schulze über ihre Arbeit als Impro-Spieler und Gag-Autoren

Dieses Wochenende haben mich Ralf Schulze und Charlotte Wolff besucht, um mit mir zusammen die 30. Folge meines Podcasts aufzunehmen! Das kann kein Zufall sein: Der 30. Podcast und dann mit drei Personen! Die beiden erzählen über ihre gemeinsame Arbeit als als Comedy-Lehrer, Gag-Autoren, improvisierte Stadtführer und natürlich, über das Impro-Spielen. Neben einer Anleitung, wie man selbst Gags schreiben kann, entwickeln wir interessante neue Impro-Formate, und erfahren, dass Ralfs Frisur trotz frappierender Ähnlichkeit nicht das Vorbild für Alfons Puschelmikrofon war. Also, viel Spaß beim Hören.

Continue reading

Flattr this!

Über das fröhliche Scheitern

Es gibt kein fröhliches Scheitern. Das ist jetzt natürlich eine steile These für mich als Impro-Spielerin. Sprüche wie: “The master has failed more times than the beginner has ever tried!” (Steven McCranie) sind zwar hübsch fürs Poesie-Album und entbehren (wie die meisten Poesie-Album-Sprüche) nicht einer gewissen Wahrheit. Dennoch: ich habe gestern, nachdem ich nach Ewigkeiten mal wieder bei einem Hula Hoop Kurs war, gemerkt, wie frustrierend es ist, ein paar Dutzend mal die gleiche Bewegung / Übung zu machen und es einfach nicht so hin zu kriegen, wie es “richtig” ist. Natürlich kann man schon bei diesem Begriff ansetzen und fragen: “Was ist denn überhaupt richtig?” – hier wird eher ein Schuh draus mit dem Impro, wo es richtig und falsch in dem Sinne nicht gibt, sondern nur Gefallen und Nicht-Gefallen – und das ist total subjektiv. Aber zurück zum Hula Hoop: Ich finde das nicht angenehm, dieses Üben und immer wieder daran Scheitern. Wie frustrierend muss es sein, Klavierspielen zu lernen! Das Scheitern macht mir schlechte Laune und Frust.

Normalerweise versuchen wir Menschen, Leid zu vermeiden. Das Problem entsteht dann, wenn wir bestimmte Dinge gar nicht mehr probieren, weil wir Angst vorm Scheitern haben, weil dieses Scheitern uns eben Leid verursacht. Damit schränken wir unsere Handlungsoptionen in quasi vorauseilendem Gehorsam erheblich ein – aber aus, wie ich finde, sehr nachvollziehbaren Gründen, denn wer möchte schon mehr Leid in seinem Leben haben?

Was hilft also? Im Prinzip nicht viel, denke ich – außer: Aushalten. Das kann man als Frustrationstoleranz, Resilienz oder wie auch immer bezeichnen. Für mich trifft es das Wort “Aushalten” am besten. Und das finde ich alles andere als einfach.

Natürlich gibt es auch dieses andere Scheitern: Dieses, wo aus den Trümmern der in Schutt und Asche liegenden Option etwas Neues, anderes, vielleicht sogar Besseres wird. Dieses Scheitern ist das, das wir beim Impro versuchen zu kultivieren. Aus den “Trümmern” des Plans eines Spielers wird durch das Akzeptieren und das flexible Reagieren der Mitspieler etwas Neues, möglicherweise viel Tolleres, als wenn der ursprüngliche Plan in die Tat umgesetzt worden wäre. Und wir haben auf der Bühne gar keine Zeit, unserer in Trümmern liegenden Option nachzutrauern und daran zu leiden.

Im Leben, und in Kontexten oder Situationen, wo es “einen richtigen Weg” gibt, etwas zu tun (wie z.B. beim Hula Hoop, dem Spielen von “Für Elise” oder der Zubereitung eines Soufflés), hat man diese Flexibilität jedoch oft nicht. Wenn man etwas nicht so ausführt, wie es die Situation oder das Konzept vorsieht, scheitert man. Und daran leidet man. Und da hilft nur: Aushalten.

Jetzt staunt möglicherweise der Laie und der Fachmann wundert sich: Was, wenn wir tatsächlich irgendwann mal Erfolg haben, und unsere unzähligen Versuche und das viele Üben sich gelohnt haben, und wir diese Sache jetzt hin kriegen? Macht der letztendliche Triumph das Leid, das uns das Scheitern zugefügt hat, nicht wieder wett? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Ich habe für mich in diesem Punkt noch zu keiner endgültigen Antwort gefunden. Aber was bleibt einem übrig, als es immer wieder zu versuchen, wenn man nicht “stecken bleiben” will?

Nachtrag 07.12.2015
Inzwischen habe ich genug geübt, dass ich alle diese Hula Hoop Tricks, die mich vor gut 1,5 Monaten so haben verzweifeln lassen, eigentlich ganz gut hin bekomme. Bereits am Abend des selben Tages an dem ich diesen Artikel schrieb, und mit einem anderen Reifen klappte der eine Trick, der mich im Training schier verzweifeln ließ, plötzlich einwandfrei und klappt auch seitdem. Ich möchte Euch also einladen, wenn etwas nicht klappt, einfach weiter daran zu üben – auch wenn der Prozess des Übens selbst oft frustrierend sein kann, aber ich denke, hier muss man wirklich einfach durch und das “aushalten”. Und schon eine kleine Pause und etwas Abstand zwischen den Übungseinheiten können hier Wunder bewirken. Bei mir half es außerdem, die “äußeren Parameter”, also den Hula-Hoop-Reifen, zu ändern. Vielleicht probiert Ihr in Euren Übungskontexten auch einfach damit etwas rum. Wenn man etwas “zu doll” will, ist die Gefahr hoch, dass man sich verkrampft – und das ist oft eine schlechte Voraussetzung fürs Gelingen einer Sachen. Daher in so einem Fall: Pause machen, was anderes tun, Kopf frei bekommen – weiter üben!

Flattr this!