Back to the Basics

Impro-Basics – was ist das eigentlich? Ich verstehe darunter grundsätzliche Prinzipien und Mechanismen des Impro-Theaters wie: Akzeptieren, Zug-um-Zug Spielen, Emotionalisieren, Zuhören, Angebote groß machen und derlei Dinge.

Aber „Basics“ klingt oft so, als würden dies die ersten Schritte, das Fundament des Impro-Theaters sein, die – wenn man sie einmal gemeistert hat – man hinter sich lassen kann um sich zu anderen, höheren Dingen aufzuschwingen. Zumindest war dies ein Mißverständnis, dem ich lange Zeit angehangen bin.* Dies ist jedoch keineswegs der Fall! Vielmehr sind die „Basics“ die eigentliche „Basis“ eines jeden Impro-Formats und eigentlich allen Impro-Spielens überhaupt. Die Basics sind nicht eine bestimmte Stufe, die man lernt, und dann zu anderen Dingen fort schreitet. Die Basics sind immer da. Die Basics sind das Impro-Theater!

Dennoch: Ohne, dass die Basics halbwegs „sitzen“, macht es in meinen Augen nicht viel Sinn, vordergründig am „Scene Work“, also an längeren Szenen oder Langformen zu arbeiten, denn ich habe die Befürchtung, dass dies dazu führt, dass sich schlechte „Marotten“ einschleifen.

Nicht nur was die Basics betrifft, habe ich meine Haltung in den letzten Monaten und Jahren differenziert. Auch, was das sogenannte „Blocken“ angeht: Ich bin hier häufig anderer Meinung, als meine Kollegen von den Improbanden oder andere Impro-Spieler, denn nicht jedes „Nein!“ auf der Bühne betrachte ich als Block. Selbst so etwas Offensichtliches wie „Möchten sie diesen wunderbaren Blumenstrauß mitnehmen?“ – „Nein!“ Muss nicht zwangsläufig ein „Block“ sein, wenn die Szene danach in irgendeiner Weise sinnig weiter geht, und das Ablehnen des Angebots dazu dient, den Charakter oder die Geschichte in irgendeiner Weise auszuschmücken, zu formen. Selbst die heftigsten Blocks (Beispiel: „Schau mal, meine neuen Schuhe!“ – „Du musst Wahnvorstellungen haben, du hast doch gar keine Schuhe an!“) kann ein guter Impro-Spieler durch Akzeptieren in eine Geschichte integrierten.

—————–

*Eine kleine persönliche Anekdote hierzu: Als ich 2011 das erste Mal mit ins Impro-Camp nach Mallorca fuhr, bin ich aufgrund meiner späten Anmeldung und einer unglücklichen Konstellation in den „Basics“-Workshop rein gerutscht. Ich habe mich damals sehr darüber geärgert, denn schließlich wollte ich mit nach Malle fahren, um mal etwas anderes als nur die Basics zu machen. Um so erstaunter war ich, dass sich in dem Basics Workshop auch einige recht fortgeschrittene Impro-Spieler befanden, die ihre Workshopwahl damit begründeten, dass es nie verkehrt sei, die Basics noch einmal zu wiederholen. Damals war das für mich nicht nachvollziehbar. Heute, etliche Trainings und Shows später, sehe ich das anders. Wenn es im Training oder in Shows an irgendwas hapert, sind es sehr häufig diese sogenannten „Basics“.

Flattr this!

2 thoughts on “Back to the Basics

  • By Markus - Reply

    In einer Szene hat man ja keine andere Wahl, den Block einfach anzunehmen, und damit zu spielen.
    Wenn sich die Geschichte insgesamt gut entwickelt, dann war der Block doch vielleicht sogar positiv.
    Ich sehe es auch so, dass ein Block nicht unbedingt schlecht sein muss… 🙂

    • By Claudia - Reply

      Inzwischen sehe ich es noch etwas differenzierter: Ein Block ist für mich vielmehr jedes Abschmettern der Idee eines Mitspielers, um seinen eigenen Plan „durchzusetzen“, oder weil einem die Idee nicht gefällt. Jemand will mit Dir zusammen in einer Szene die Flucht antreten und Du gehst nicht darauf ein; jemand spricht Dich mit einem Namen an und Du sagst „Sie müssen mich verwechseln, ich bin doch XY.“ Jemand spricht Dich als Trainer an und Du sagst „Entschuldigen Sie, Sie sind doch hier der Trainer!“ – das ist zwar vielleicht in dem Moment witzig, aber für den Mitspieler ein Schlag ins Gesicht.

      Ein „Nein!“ im richtigen Moment kann die Geschichte voran bringen. Ein Block tut das in der Regel nicht. Eine halbwegs gute Truppe kann solche Blocks zwar auffangen und vielleicht sogar „verwandeln“, aber das eigentlich Unschöne an Blocks ist, dass sie Zeichen eines „nicht-koopertiven“ Spiels sind, weil es darum geht, wer seinen Plan durchsetzt, wer „gewinnt“. Und das würde ich im Impro gerne vermeiden 🙂

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *
You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>