My Corona oder: Wie Skills aus dem Impro durch die Krise helfen können

Der Titel dieses Beitrags lässt vielleicht vermuten, dass ich diese Sache nicht allzu ernst nehme. Ich behaupte mal: Das ist z.Zt. gar nicht möglich, das Thema „Corona“ nicht ernst zu nehmen, da man selbst ja in jedem Bereich seines Lebens irgendwie davon betroffen ist. Und gerade deshalb finde ich einen halbwegs spielerischen Umgang mit diesem Thema wichtig… Und da „My Sharona“ einer meiner All-Time-Favourite-Songs ist, warum soll er nicht für diesen Beitrag Pate stehen.*

Ich unterrichte Impro-Theater und habe das nach langem und zähem Ringen zu meinem Beruf gemacht, dafür einiges aufgegeben und, so würde ich selbst sagen, hart dafür gekämpft, jetzt das tun zu können, was ich liebe und damit Geld zu verdienen. Und wie für viele Selbstständige dieser Tage bedeutet Corona für mich eine Krise in meiner Selbstständigkeit, denn Veranstaltungen werden reihenweise bis in den Herbst hinein abgesagt usw. Das ist echt hart. Und da spreche ich noch nicht von dem persönlichen Impact, den Verbote oder mögliche Ausgehsperren, ggf. irgendwann überlastete Krankenhäuser und einen Haufen erkrankte Menschen haben.

Ich weiß nicht, wie es Euch ging, aber für mich fühlte es sich die letzten ca. sieben Tage so an, dass ich mir immer wieder eine kleine Art „Normalität“ mit dem aktuellen Status Quo in meinem Kopf zusammen gebastelt habe. Und immer wenn ich mich ein klitzekleines Bisschen in meiner „neuen Realität“ eingerichtet und heimisch gefühlt habe, ist irgendetwas passiert, kam irgendeine Nachricht, die mein gesamtes neues Weltbild massiv zum Wanken gebracht hat. Dann habe ich mich nach ein paar Stunden wieder damit „gefangen“, mit der neuen Situation „eingerichtet“, Zuversicht geschöpft und dann kam der nächste Hammer, der mich aus der Bahn gekegelt hat.

Jeder Mensch tickt anders, das macht sich insbesondere in der jetzigen Situation bemerkbar… Ich nehme vielfach wahr, dass die Nerven bei Leuten blank liegen (bei mir ja auch) – und auch hier zeigen sich verschiedene Bewältigungsstrategien. Eine ist z.B. in Aktionismus (manchmal auch blinden Aktionismus?) zu verfallen. Für bestimmte Leute passt das, für mich passt das leider nicht. Wenn ich angespannt, traurig, pessimistisch oder ängstlich bin (wie jetzt oft) merke ich, dass „Lösungsorientierung“ mir nicht hilft. Einige von Euch kennen das vielleicht aus anderen Situationen: Man ist traurig und der Partner oder Freunde versuchen, einen „aufzupäppeln“, indem sie Lösungen vorschlagen. Das ist total lieb und supportive gemeint, aber mir hilft das nicht. So eine Lösungsorientierung macht mir nur noch mehr Druck, so dass es sich manchmal fast „overwhelming“ anfühlt, und ich mich noch paralysierter / unfähiger fühle. Was mir viel mehr hilft, ist erstmal Akzeptanz: Akzeptanz, dass ich mich jetzt so fühle, wie ich mich fühle, und dass das okay ist. Und das betrifft in erster Linie auch mal mich selbst – dass ich selbst mich und meine momentanen Gefühle und Befindlichkeiten erstmal so akzeptiere, wie sie jetzt da sind. Und das bedeutet nicht Passivität oder sich in sein Schicksal ergeben… Vielmehr glaube ich, dass die Akzeptanz die Voraussetzung ist, um in einem nächsten Schritt aktiv werden zu können.

Und deshalb merke ich: Diese Krise fordert genau die Skills, die wir im Impro-Theater immer wieder brauchen und trainieren: Akzeptieren. Keine Pläne machen bzw. die Fähigkeit, sich von eigenen Plänen schnell und frustfrei zu verabschieden. Immer nur den nächsten Schritt machen. Trial and Error (ohne sich über Fehler zu ärgern). Mit dem, was da ist, arbeiten.

Den Anschluss-Artikel dazu zum Thema „Akzeptieren“ findet Ihr hier: https://claudiahoppe.com/2020/03/20/was-heisst-denn-das-akeptanz-in-zeiten-von-corona/

* Ein anderer Pate dieses Artikels ist eine Teilnehmerin aus meinen Impro-Kursen, die mich auch ermutigt hat, diesen Beitrag zu schreiben, da sie meint, die Essenz wie Impro-Skills jetzt bei der Krisenbewältigung helfen kann, fände sie total hilfreich. Und philosophisch. Und wo ich nun schon studierte Philosophin bin, dachte ich: Warum nicht?

Flattr this!

One thought on “My Corona oder: Wie Skills aus dem Impro durch die Krise helfen können

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *
You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>