Impro-Typen

Vor sieben Jahren hatte ich mal die vermessene Idee, einen Podcast zum Thema „Der ideale Impro-Spieler“ aufzuzeichnen. Eigentlich wollte ich damit nur meiner damaligen Gruppe einen Wink mit dem Zaunpfahl geben, wie ich mir die ganze Sache vorstelle und hatte darauf gehofft, dass sie es hören und sich zu Herzen nehmen würden… Hat irgendwie nicht so gut geklappt. Note to self: Nächstes Mal direkt ansprechen.

Wahrscheinlich ist das nächste Unterfangen wieder genauso vermessen, dennoch will es jetzt raus und das Licht der Welt erblicken.

Nachdem ich jetzt so lange Corona-bedingt kaum oder nur sehr wenig Impro gesehen und gespielt habe, fühle ich mich jetzt mit ausreichend Abstand gesegnet, diese Typisierung in die Tasten zu hauen.

Der Professionelle / Geldverdiener („Alles muss klappen! Es soll leicht sein und trotzdem unterhaltsam! Es gibt kein Richtig und kein Falsch aber irgendwie dann doch denn es soll gefällig sein!“)

Der Gagger / Witzemacher („Hauptsache lustig!“ – für einen Witz wird alles geopfert)

Der Künstler – definiert sich vorrangig dadurch, dass er den Gagger & Geldverdiener ablehnt

Der Tiefgründige – alles ist schwer und besonders langsam, um ihm mehr Bedeutung zu verleihen

Der Über-Definierer („Hallo Schwesterchen Sabine, was machst Du denn um 7 Uhr früh blutverschmiert in unserer Garage mit Papas Kreissäge?“)

Der Retter („Die anderen brauchen mich, damit es klappt“)

Der Ängstliche („Ich könnte was falsch machen, also mache ich lieber wenig bis gar nix und reagiere nur!“)

Der Unterspannte („Ich bin so relaxed, dass ich nur dem Flow folge, auch wenn das bedeutet, dass ich überhaupt nichts mache!“)

Der Nicht-Zuhörer (findet seinen Weg verpeilt durch die Szene und reagiert seltsam oder zurückhaltend bis gar nicht; häufig eine Folge vom Ängstlich-Sein)

Der Ego-Driven-Guy / Girl („Hauptsache möglichst viele Eye-Balls auf mich! Ich bin ein Geschenk Gottes!“)

Der Originelle („Ich muss was Neues reinbringen, damit die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt!“)

Der Rechtfertiger („Es darf nichts offen bleiben, alles muss Sinn ergeben und verknüpft werden, bloß keine losen Enden, keine Unlogiken!“)

Der Theaterpädagoge („Alles kann, nichts muss!“)

Der Beginner (durch die Unbefangenheit und die Freiheit ist sein Spiel sehr unterhaltsam)

Der verkrampfte Beginner (es ist weder lustig noch unterhaltsam sondern findet nur statt)

 

Der „ideale Impro-Spieler“ ist m.E. ca. 50% von jeder dieser Figuren in einer Mischung. In Wirklichkeit hat man jedoch häufig eine bestimmte Kombination dieser Typen von Spielern im Ensemble, manche Typen sogar mehrfach – so dass sich insgesamt für Ensemble wieder ein stimmiges und ausgewogenes Gesamtbild ergibt.

Im Zweifelsfall ist der ideale Impro-Spieler der, der mit allen diesen Typen (gut) zusammen spielen kann!

Wie seht Ihr das? Kennt Ihr noch andere Impro-(Stereo-)Typen, die ich hier nicht aufgelistet habe, die aber auf keinen Fall fehlen sollten?

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