2 thoughts on “Ist Impro politisch?

  • By Sarah - Reply

    Danke für diesen sehr interessanten Text. Du beschreibst da wirklich ein Dilemma, das echt schwierig ist..
    In der Improszene bin ich ja nicht aktiv und in meiner “Szene” gibt es keine wirtschaftliche Konkurrenz, da die meisten Freizeit-Theatergruppen – zumindest als ich in Berlin tätig war – nicht miteinander in Kontakt stehen und als Publikum sowieso nur ihre Bekannten, Freunde und Familie ansprechen. Deshalb kann ich da aus eigener Erfahrung nicht viel beitragen, habe aber trotzdem ein paar Gedanken. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich diese hier teile.
    Ich glaube, als Form ist Improtheater im Idealfall immer noch genau das: wertungsfrei, verspielt, offen, frei von richtig und falsch, ohne Leistungsdruck.
    Aber als Unternehmung ist es wie alle Unternehmungen automatisch dem Prinzip der Marktwirtschaft unterlegen. Anders ist es ja gar nicht möglich. Ich wüsste zumindest nicht wie. Die einzige Alternative wäre eine Amateur-Improszene, die ganz frei von Geldeinnahmen durch Publikum ist. Entweder indem die Teilnehmenden die Raumkosten tragen oder die Räume gesponsert bzw. von einer Institution zur Verfügung gestellt werden. Es gäbe also keine Ausgaben, die man stemmen müsste. Dann bliebe “nur” noch die Bewertung untereinander und durch die Zuschauenden. Die kann man glaube ich eindämmen durch wertschätzende Kommunikation und wertfreies Feedback (soweit möglich und dauert lange), aber ganz entfernen kann man sie glaube ich nicht.
    Das erinnert mich an unsere Podcastfolge zum Thema “Fehler”. Ich glaube, wir können nicht nicht werten, da wir uns selbst ja immer im Abgleich und Vergleich mit anderen definieren. Was die Parameter sind, nach denen wir uns richten in diesem Abgleich, und ob wir uns selbst und den/die andere*n eher ab- oder aufwerten, ist vermutlich individuell unterschiedlich und durch Erziehung, Sozialisierung und Erfahrung geprägt. Und da schleicht sich ja der Leistungsgedanke immer wieder ein. Wenn der wegfällt, bleiben aber auch noch viele andere Parameter zum Vergleichen und Bewerten: Intelligenz, Aussehen, Charakter, Humor, Verhalten, Bewegungen … irgendwas fällt uns immer ein.
    Aber hey: wir arbeiten dran! 😀

    Liebe Grüße,
    Sarah

  • By Claudia - Reply

    Hallo Sarah,
    danke für Deinen Kommentar, das sehe ich so wie Du. Klar bewerten wir immer, das denke ich auch, weil es in unserer menschlichen Natur liegt. Ständige und absolute Bewertungsfreiheit zu fordern ist unrealistisch und kann nur in Verbissenheit und Heuchelei enden.
    Ich finde es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, dass man gerade vielleicht wieder genau in die “Fallen” tappt das zu tun, dessen Abwesenheit einen beim Impro vielleicht ursprünglich mal so fasziniert hat. Und dann eben entsprechend damit umzugehen (in der Kommunikation, wertschätzend etc.).
    Und auch da wird es immer wieder Situationen geben, wo es diese Möglichkeit (zur Meta-Kommunikation) nicht gibt, aus welchen Gründen auch immer, und dann gilt es m.E. einfach, mit diesem Frust und dieser Ambivalenz zu leben. Gehört zum Erwachsenwerden dazu 🙂 (und das meine ich nicht im Sinne einer neo-liberalen Selbstoptimierung 🙂 ).
    LIebe Grüße nach Rostock!!

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