Impro

Was tun wir psychologisch, wenn wir improvisieren?

Über diese Dinge ist schon viel geschrieben worden, und ich möchte mir auch nicht anmaßen, hier der Weisheit letzten Schluss zu verkünden. Ich möchte lediglich ein paar Gedanken und Aha-Erlebnisse teilen, die ich jüngst hatte. Diese Gedanken sind inspiriert von den „existenziellen Grundpositionen“ aus der Transaktionsanalyse:

Ich bin okay, Du bist okay. (Ich + / Du +)
Ich bin okay, Du bist nicht okay (Ich + / Du -)
Ich bin nicht okay, Du bist okay (Ich – / Du +)
Ich bin nicht okay, Du bist nicht okay (Ich – / Du -) Continue reading

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Podcast Nr. 38 – Patti Stiles über ihren Workshop ‚Scenes that matter‘ und ihre Herangehensweise an Impro

Vergangenes Wochenende war ich in Hamburg und habe einen Workshop bei Patti Stiles besucht, den die Steife Brise organisiert hatte (in deren Büro auch die Aufnahme des Interviews entstanden ist). Natürlich habe ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und habe direkt im Anschluss an den Workshop ein Interview mit Patti aufgenommen, in dem wir u.a. über den Workshop, über ihre Herangehensweise an Impro und natürlich ihre Biografie gesprochen haben. Patti ist Kanadierin und lebt seit 2001 in Australien, wo sie mit ihrer Gruppe Impro Melbourne performed. Warum es „Impro“ und nicht „Improv“ heißt, u.a. das erläutert Patti in diesem Interview – und gibt viele andere Einsichten in ihre Herangehensweise ans Impro-Theater und in die Arbeit Keith Johnstones, in dessen Tradition auch ihre eigene Arbeit steht. Viel Spaß beim Hören!

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Impro und Systemtheorie

Mehr als zehn Jahre nachdem ich die Uni erfolgreich als Magistra Artium der Philosophie & Soziologie verlassen habe, habe ich im Rahmen einer Trainer-Ausbildung an der Uni Kiel nun endlich auch Luhmanns Systemtheorie verstanden. Und ich habe immer mehr den Eindruck, dass Impro und Systemtheorie ein signifikantes gemeinsames Moment haben: die Reduktion von Komplexität. Continue reading

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Podcast Nr. 37 – Gunter Lösel über die akademische Beschäftigung mit dem Phänomen Impro

Ein Interview, das Impro einmal aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet, hatte ich letztes Wochenende das Vergnügen, führen zu dürfen – und zwar mit Gunter Lösel aus Bremen. Gunter schaut auf das Phänomen Impro aus einem eher theoretisch / akademischen Blickwinkel, was landläufig erst einmal nicht die typische Herangehensweise an Impro ist. Dass eine mögliche Theoretisierung von Impro in der Impro-Szene eher skeptisch aufgenommen wird, findet Gunter bedauerlich. Die Gründe für diese Haltung, sowie wie er dazu gekommen ist, sich auf eine akademische Art mit Impro zu beschäftigen, was er sonst noch macht und wie er zum Verhältnis „Impro als kulturelles Phänomen“ (mit Schwerpunkt eher  auf Persönlichkeitsentwicklung u.ä.) vs. „Impro als neue Kunstform“ steht, erklärt er in dem Folgenden Interview. Ein, wie ich finde, sehr „dichtes“ Gespräch. Viel Spaß beim Hören!

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Podcast Nr. 36 – Dominik Schäfer über seinen Werdegang und wie er zum Impro kam

Letzten Freitag Nachmittag hat mich der (wie immer!!) sehr stilvoll gekleidete Dominik Schäfer in meinem kleinen Studio in Neukölln besucht. Bei gefühlten 40°C Innentemperatur stand Dominik mir Rede und Antwort rund um seinen persönlichen Werdegang, wie er zum Impro gekommen ist und warum ihn die meisten nur als Moderator von Impro-Shows kennen. Ganz nebenbei ist Dominik nämlich auch Doktor der Astrophysik, arbeitet jedoch nicht – wie man vermuten könnte – mit Raumschiffen, sondern mit anderen futuristischen Transportmitteln: Der Berliner S-Bahn.

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Podcast Nr. 34 – Tess Degenstein über ihren Werdegang, ihre Lieblings-Impro-Formate und die IMPRO 2016

Ich freue mich sehr, dass ich gestern Nachmittag endlich einmal wieder die Möglichkeit hatte, einen Podcast aufzunehmen! Im Anschluss an das gerade zu Ende gegangene Impro-Festival der Berliner Gorillas, die IMPRO 2016, habe ich mir die bezaubernde Tess Degenstein aus Kanada als Interviewgast eingeladen. Tess spielt bereits seit ihrem neunten Lebensjahr Impro, und wer sie schon einmal live auf der Bühne erlebt hat weiß, dass sie das mit jeder Pore ihres Körpers ausstrahlt. Schon vor zwei Jahren stellte sie mit ihrer Performance bei der IMPRO 2014 hier in Berlin so einige andere Spieler in den Schatten – der absolute Shooting-Star des damaligen Festivals, daher überrascht es mich nicht, dass die Gorillas sie dieses Jahr noch einmal eingeladen haben. Wie sie dazu gekommen ist – d.h. sowohl zum Impro als auch zum Festival der Gorillas – erzählt sie u.a. in diesem Interview (in englischer Sprache).

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Gedanken über Hoch- und Tiefstatus

Eine Diskussion, die kürzlich in einer deutschen Facebook-Gruppe für Impro-Spieler statt fand hat mich dazu inspiriert, ein paar Gedanken zum Thema Status aufzuschreiben. Ausgangspunkt der Debatte auf FB war, dass ein Spieler schrieb, er habe häufig Schwierigkeiten, den Tiefstatus zu spielen. Hierauf gab es mehrere Antworten von anderen Spielern mit hilfreichen Tipps und Anregungen zum Spielen des Tiefstatus. Jedoch habe ich beim Lesen dieser Tipps häufig gemerkt, dass mir die Charakterisierung von Hoch- und Tiefstatus zu eindimensional und schablonenhaft sind. Für die Bühne mag das sehr gut taugen, aber sobald es darum geht, den Status-Begriff auch auf das „normale Leben“ auszuweiten, reicht der eindimensionale Begriff von Hoch- und Tiefstatus m.E. nicht mehr aus. Konkret angetriggert hat mich die Aussage, dass es charakteristisches und ihm immanentes Merkmal des Tiefstatus sei, stets nach Sicherheit zu streben, und dass er motiviert ist durch das, was im Außen passiert. Ich glaube, dass es auch Typen mit Hochstatus-Verhalten gibt, deren Antrieb ein immenses Sicherheitsbedürfnis ist, und Tiefstatusse, die in sich ruhen und glücklich sind und nicht von dem, was außen um sie herum ist, abhängig sind oder motiviert werden („Kontemplation“). Continue reading

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Podcast Nr. 33 – Nils Petter Mørland über ‚Det andre Teatret‘ und deren Romantic Comedy Format ‚And then they met‘

Heute Vormittag besuchte mich ein charmanter junger Mann in meinem kleinen Zuhausestudio in Berlin-Neukölln, um mit mir über eines meiner Lieblingsthemen zu sprechen: Die Liebe! Und Impro. Nils Petter Mørland hat am gestrigen Abend des 7. Januar 2016 mit vier Mitspielern (Mats, Henrik, Kristin & Catherine) seines Ensembles „Det Andre Teatret“ (Das Andere Theater) aus Oslo eine wunderbare improvisierte romantische Komödie auf die Bretter gebracht! Bereits im August war ich während Göteborgs Improfest völlig hingerissen von deren Format „And then they met“.
Nils ist der künstlerlische Leiter (Artistic Director) des Ensembles und erzählt in diesem Interview, das ich mit ihm führen durfte, über sich, die Geschichte des „Anderen Theaters“ und natürlich über das fantastastische Romantic Comedy Format. Viel Spaß mit diesem kuscheligen Thema! Das Interview ist auf Englisch.

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Podcast Nr. 31 – Katie Freudenschuss über ihre Arbeit als Impro-Musikerin und ihr Soloprogramm

Am Anfang dieser Weihnachtswoche hat es mich nach Hamburg verschlagen, wo ich die große Freude hatte, mit Katie Freudenschuss in deren heimischer Küche in Hamburg-Neustadt zu sprechen. Neben ihrem aktuellen Solo-Bühnenprogramm („Bis Hollywood is‘ eh zu weit“) spricht Katie über ihre Biografie, wie sie zur Musik und nach Hamburg, und schließlich zum Impro-Theater gekommen ist. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Anhören und schöne Weihnachten!!

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Impro und Gewaltfreie Kommunikation

Ein paar Mal habe ich in den letzten Monaten Montag früh im Meeet in Wilmersdorf einen Impro-Workshop für Coaches und Trainer unter dem Motto „Mit Impro schwungvoll in die Woche starten!“ angeboten. Was als Vertretung für den lieben Urban Luig angefangen hat, werde ich in Zukunft regelmäßig alle zwei Wochen im Wechsel mit Urban gestalten.

Nach meinem letzten Vormittag bei Meeet war eine Teilnehmerin scheinbar so inspiriert, dass Sie Ihre Erlebnisse und Erfahrungen in einem Blog-Artikel beschrieben hat. Susanne Lorenz ist Trainerin für gewaltfreie Kommunikation (GfK auf Wikipedia) und ich danke ihr an dieser Stelle herzlich für diesen schönen Artikel!

Gleichzeitig möchte ich diese Gelegenheit nutzen, auch endlich einmal über die Parallelen und Gemeinsamkeiten von Gewaltfreier Kommunikation und Impro zu schreiben – ein Thema, das mich gedanklich schon länger umtreibt. Denn, wie auch Susanne schon in ihrem Blog-Artikel schreibt: Auch ich sehe Zusammenhänge mit der wertschätzenden bzw. gewaltfreien Kommunikation.

Die größte Parallele, die ich zur gewaltfreien Kommunikation sehe, ist einerseits die Haltung des grundlegenden Akzeptierens im Improvisationstheater („Au ja!“), andererseits die Haltung des „Let your partner shine“ – also den Fokus weg von sich selbst und die Sorgen um die eigene Wirkung zu legen, hin zu einer empathischen Haltung dem Mitspieler gegenüber. Genau das ist es, worum es auch in der gfK geht: Wie kann ich gerade „beim“ anderen sein (anstatt bei mir)? Was könnte im Moment das Gefühl der anderen Person sein, und wie kann ich – auch im Angesicht meiner eigenen Gefühle – gerade gut darauf reagieren? Und gut heißt hier: Wertschätzend, d.h. ohne den anderen zu beschimpfen, abzuwerten, zu be- bzw. verurteilen oder zu diagnostizieren (in der GfK werden diese Ausprägungen von Kommunikation auch als „Wolfssprache“ bezeichnet, während die gewaltfreie Kommunikation den selbstgewählten Beinamen „Giraffensprache“ trägt). Es geht nicht darum, was DU falsch gemacht hast und darauf herum zu reiten und Schuld zuzuweisen, sondern was ICH machen kann, um die Gesamtsituation MIT DIR ZUSAMMEN zu verbessern. Das „Akzeptieren“ im Impro bezieht sich – im übertragenen Sinne – genau darauf: Die Situation ist, wie sie jetzt gerade nun mal ist, und anstatt sie innerlich zu bekämpfen, oder sogar anderen die Schuld dafür zuzuweisen und in Jammmern, Meckern oder Passivität zu verfallen, nehme ich die Situation an und versuche, mit ihr umzugehen. Genau das passiert im Idealfall auch auf der Bühne!

Ferner geht es auch beim Impro darum, selbst aktiv in das Geschehen (z.B. eine Szene) einzusteigen, und die Verantwortung für das eigene Spiel und die Szene zu übernehmen – anstatt auf die Bühne zu gehen und zu warten, bis der andere einen „mit-definiert“ (was einem Zurückweisen der eigenen Verantwortung gleich kommt; wenn zwei Mitspieler mit einer derartigen Haltung auf die Bühne gehen, passiert eine lange Zeit lang erst einmal gar nichts). Auch in der gewaltfreien Kommunikation gibt es den Anspruch, dass Menschen die Verantwortung für ihre eigenen Gefühle und Handlungen übernehmen, und nicht anderen die Verantwortung dafür überhelfen (nach dem Motto: „Du hast gemacht, dass es mir schlecht geht, weil Du mich schlecht behandelst!“ – diesen Anspruch teilt die GfK übrigens mit anderen Kommunikationstheorien wie z.B. der Transaktionsanalyse). Diese Haltung ermöglicht es Menschen, sich als Herr ihres Schicksals wahrzunehmen, anstelle als passiven Spielball, der den Worten und Taten der Mitmenschen hilflos ausgeliefert ist.

Sowohl Impro als auch GfK können Menschen also dabei helfen, in dieser Art und Weise Verantwortung für sich selbst, ihr Handeln und ihre Gefühle zu übernehmen, was ich für ein sehr erstrebenswertes Ziel halte.

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